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Ausstellung „Juden in Sachsen“

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Im Zeitraum vom 9.November bis einschließlich 20.November 2011 organisierten wir als Verein in Kooperation mit „Hatikva e.V. – Bildungs- und Begegnungsstätte für Jüdische Geschichte und Kultur Sachsen“ aus Dresden und dem „Kulturzentrum Haus des Gastes Erzhammer“ in Annaberg-Buchholz die Ausstellung „Juden in Sachsen“, bereitgestellt durch die Landeszentrale für politische Bildung. Ort der Präsentation war der eben erwähnte Erzhammer in Annaberg-Buchholz.

Die Ausstellung legte den Schwerpunkt auf die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. In Wort und Bild wurde dabei der Spannungsbogen verdeutlicht, der von relativer Integration der Juden in Staat und Gesellschaft über totale Ausgrenzung bis hin zur Massenvernichtung reichte. Die Verfolgung sächsischer Juden während des Nationalsozialismus wurde anhand von drei Einzelschicksalen dokumentiert. Die Ausstellung ging auch auf die Anfänge jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Freistaates in der Zeit zwischen 1000 und 1350 ein. Weitere Kapitel widmeten sich der Entwicklung jüdischer Gemeinden in der früheren DDR und nach 1990.

Die Präsentation umschloss 26 Informationstafeln. Für die Stadt Annaberg-Buchholz gab es eine zusätzliche Tafel mit Fakten zu hiesigen Begebenheiten. Begleitend zur Ausstellung gab es einige inhaltliche Veranstaltungen.

Zur Eröffnung am 9.November, dem Tag der Reichspogromnacht von 1938, folgte den einleitenden Worten zur Ausstellung durch die Kulturmanagerin des Erzhammers, Dr. Gabriele Lorenz, und unseres Vereins, ein Vortrag eines Mitarbeiters der Amadeu-Antonio Stiftung aus Berlin, welcher die Begriffe Antisemitismus und Antizionismus zu klären versuchte.

Am 14. November folgte eine Buchlesung des autobiografischen Romans „Jona“ von Zwi Kanar mit begleitender Klezmer-Musik. Zwi Kanar (1929 – 2009) überlebte als Kind den Holocaust. In seinem Buch hat er unfassbare Geschichten über diese Zeit und die chaotischen Jahre danach aufgeschrieben. Schauplätze sind unter anderem Polen, Buchenwald, Annaberg, Israel, Italien, New York. Die Lesung wurde durch die „Jiddischen Musik und Theaterwoche Dresden“ geleistet.

Dritte und letzte Begleitveranstaltung war der Zeitzeugenbericht von Justin Sonder aus Chemnitz, gehalten am 17.November. Sonder, der als 15jähriger nach der Pogromnacht in Chemnitz seine Eltern verlor, nach Auschwitz gebracht wurde und die Hölle schließlich überlebte, berichtete ausführlich aus seinem bewegten Leben.

Die Ausstellung wäre ohne all die Unterstützung, die wir erhielten, nicht möglich gewesen. Darum ein großes Dankeschön an „Hatikva e.V“, Dr.Lorenz und dem Erzhammer in Annaberg-Buchholz, der Landeszentrale für politische Bildung, Jan Riebe und der Amadeu-Antonio Stiftung, der „Jiddischen Musik und Theaterwoche Dresden“, Justin Sonder und dem Elektrofachgeschäft Siegel für das Bereitstellen eines Transporters.

Einleitung durch Jugendverein Agenda Alternativ e.V.

Einen wunderschönen guten Abend meine Damen und Herren. Auch wir freuen uns das sie den Weg hierher gefunden haben zu der heutigen Ausstellungseröffnung. Der Verein Agenda Alternativ hier aus dem Erzgebirgskreis, dem auch wir beide ,das bin zum einen Ich, Thomas Eisenhardt und zum anderen Tobias Lehmann, angehören haben uns zusammen mit Frau Dr. Lorenz dafür eingesetzt, dass die Ausstellung „Juden in Sachsen“ hier im Erzhammer zu Gast sein darf. Erwähnen möchten wir, dass der Verein sich nicht nur auf uns beide beschränkt, nein, wir sind mittlerweile an die 20 Mitglieder und machen auch noch andere Projekte hier im Kreis.

Die Idee die Ausstellung zu organisieren kam durch meinen Kontakt mit der jüdischen Bildungs- und Begegnungsstätte Hatikva e.V., welche in Dresden ihren Sitz hat. Die Mitarbeiterinnen von Hatikva erwähnten, dass die Ausstellung noch nicht im Raum Annaberg-Buchholz Station hielt und es doch schön wäre wenn man dies ändern könnte. Da uns im Verein die deutsche Geschichte und mit dieser auch der deutsche Antisemitismus beschäftigen, war es uns ein Anliegen gerade auch die hiesige Situation von Jüdinnen und Juden in Sachsen näher zu betrachten. Die nun hier befindliche Ausstellung kann und soll die Geschichte des jüdischen Lebens in Sachsen veranschaulichen.

Der 9.November ist ein besonderer Tag für eine Eröffnungsveranstaltung, in der jüdisches Leben thematisiert wird. Vor 73 Jahren, in der Nacht vom 9. zum 10. November ereignete sich in ganz Deutschland und auch in Annaberg-Buchholz die Reichspogromnacht, leider viel zu oft als Reichs-kristallnacht bagatellisiert, als ob hier nur Scherben zu Bruch gegangen und nicht auch Leben ausgelöscht worden wären.

Hier in der Stadt wurden in eben dieser Nacht von den Nationalsozialisten jüdische Geschäfte sowie die Synagoge auf der Buchholzer Straße zerstört. Außerdem wurden die Grabsteine des Friedhofs der „Israelitischen Religionsvereinigung zu Annaberg“ umgestürzt und zerschlagen. Die dazu gehörige Feierhalle wurde am nächsten Morgen, am 10.November 1938 gesprengt. Die Pogromnacht war ein weiterer Schritt zu systematischen Vernichtung von Menschenleben im NS. Mindestens 14 Annaberger Jüdinnen und Juden kamen in der Hölle des Vernichtungslagers in Auschwitz ums Leben.

Das heutige Datum mahnt somit zur Erinnerung an den Terror, die Verfolgung, die Folter und den Millionen Opfern des Nationalsozialismus. Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung und viele andere gehörten zu den Opfern der Nazis.

Wir hoffen dies verdeutlicht, dass wir als Verein mit dieser Ausstellung nicht nur jüdisches Leben und jüdische Kultur einfach nur zeigen wollen, sondern dass dem auch ein politischer Appell anbei ist, nämlich sich gegen aktuell immer noch vorhanden Antisemitismus in all seinen Facetten zu wehren und gegen diesen sich zu engagieren, tarnt er sich auch als Verschwörungstheorie, Antiamerikanismus oder Antizionismus, d.h. die Feindschaft gegen den jüdischen Staat. Antisemitismus gibt es leider überall in der Gesellschaft, ob nun in der Mitte, Links oder Rechts und es bedarf schon eines scharfen Auges ihn zu erkennen.

Das Wegsehen nicht die richtige Lösung ist, zeigt die Geschichte.

Bilder:

  1. Katharina Hermann Katharina Hermann

    Ist es möglich, die Tafeln online zu sehe bzw als pdf zugeschickt zu bekommen? Meine Familie stammt aus Annaberg und ich wollte gern mehr über Stimmungsmache aus dieser Zeit erfahren.

    • AA e.V. AA e.V.

      Hey Katharina! Danke für dein Interesse an unserer Arbeit. Ich leite das Ganze an denjenigen weiter, der das damals organisiert hat. Er wird sich bei dir melden! Beste Grüße

  2. Marko kästner Marko kästner

    Guten Tag, mein Name ist Marko Kästner. Ich stamme aus dem Erzgebirge, genauer aus Grünhain. Meine Vorfahren mütterlicherseits hießen Süß , sind aber im Register als evangelisch eingetragen. Ich möchte gern mehr erfahren über eventuelle assimilierung von juden in der Zeit des ausgehenden 1900 Jahrhunderts. Bzw … ist es möglich das Menschen mit jüdischer abstammung sich taufen lassen könnten und das dann im Faschismus anerkannt wurde??? Oder wie kann man erfahren wie es meiner Familie ergangen ist?
    Die Menschen , die heut noch leben wissen angeblich nichts. Vielleicht können Sie mir helfen ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Marko Kästner

    • AA e.V. AA e.V.

      Hallo Marko, erstmal danke für dein Interesse an unserer Arbeit. Deine Frage können wir leider nicht beantworten. Ich würde dir raten, dich an die jüdische Gemeinde zu wenden. Dort sitzen die Profis, die dir sicher etwas zu deinen Fragen beantworten können. Wahrscheinlich bekommst du am schnellsten Kontakt zur Jüdischen Gemeinde Chemnitz: http://www.jg-chemnitz.de/
      Viel Erfolg dabei!
      Beste Grüße!

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