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Kein Ort ist vergessen – Gedenkorte im Erzgebirge

Gedenkort in Sosa – Massengrab für vermutlich 10 unbekannte Tote – Foto: Eric Heffenträger

Jede und jeder kennt sie: Die teilweise verwitterten Gedenksteine oder Gedenktafeln, die sich in fast jedem Ort finden. Teilweise liegen sie versteckt im Wald, teilweise prominent an einer großen Straße. Hand aufs Herz: Wie oft bleibst du stehen, um zu lesen, woran an diesem Ort gedacht wird?

Wir haben festgestellt, dass es viele dieser Orte im Erzgebirge gibt, die an das Grauen des Nationalsozialismus erinnern. Je tiefer man eintaucht, desto mehr Orte tun sich im direkten Umfeld auf. Da finden sich Massengräber mit teilweise unbekannten Menschen, die auf Todesmärschen durch das Erzgebirge getötet und zurückgelassen wurden. Da finden sich Orte mitten im Wald, an denen Oppositionelle erschossen wurden. Da finden sich Gräber auf kleinen Friedhöfen, die unbekannten Toten gewidmet sind. Und hinter all diesen Gedenkorten stehen Geschichten von Menschen, die unvorstellbares durchleiden mussten.

Gemeinsam mit der Historikerin Christine Schmidt und mithilfe der Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung konnten wir in einem Rechercheprojekt verschiedene Orte im Erzgebirge identifizieren, abfotografieren und kurze Texte für die Website Gedenkplaetze.info verfassen. Hier listen wir für euch nochmal das Rechercheergebnis auf und laden euch ein, bei eurem nächsten Spaziergang genauer auf die Orte zu achten. Sie sind Teil unserer Geschichte und dürfen nicht vergessen werden, denn sie sind ein Mahnmal für das, wozu Menschen fähig sind.

Aue Lumpicht
Auch in der großen Kreisstadt Aue-Bad Schlema trugen sich in der Zeit des Nationalsozialismus grausame Geschichten zu. So finden sich im Kreisarchiv Berichte über zwei KZ-Häftlinge, die am Ende ihrer Kräfte von der Polizei aufgegriffen wurden und deren Zustand sich auch in Gewahrsam mit knapper Verpflegung nicht besserte. Mit der Bitte, sie woanders unterzubringen, wurden schließlich zwei Männer der Gestapo beauftragt. Ziel sollte das Konzentrationslager in Johanngeorgenstadt sein. Am Tag nach dem eigentlichen Abtransport wurden zwei Leichen auf dem Schuttabladeplatz am Lumpicht in Aue gefunden. Nach Berichten von verschiedenen Zeugen müsste die Ermordung am 16. April 1945 stattgefunden haben.

Einer der Gestapo Männer wurde später festgenommen. Es handelte sich dabei um Paul Hammer Otto. Er gab zu Protokoll, dass sie den Befehl vom Dienststellenleiter der Gestapo-Außenstelle Aue erhalten hatten, die Häftlinge “beiseite zu schaffen”, aber sie nicht zu erschießen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Otto beteiligte sich laut eigener Aussage nicht an der Ermordung, sondern versuchte vorbeifahrende Autos durch eine Straßensperrung abzulenken.

Die ermordeten Häftlinge waren im Alter zwischen 30 und 45 und wurden später auf dem Friedhof der Stadt Aue begraben. Vermutlich waren sie Teil einer Kolonne aus dem Außenlager Berga/Elster des KZ Buchenwald.

Aue Sicherheitspolizeikaserne
Informationen zu diesem Ort existieren bereits auf der Seite Gedenkplaetze.info >

Bad-Schlema Kohlwegdenkmal
Auf dem Sportplatz Schlema ermordeten SS-Leute am 15. April 1945 83 Häftlinge. Die Opfer gehören zum „Todesmarsch“ des Außenlagers Mülsen St. Micheln des KZ Flossenbürg, wo sie Zwangsarbeit für die Erla Maschinenwerke GmbH verrichten mussten. Bevor sich der Marsch am 13. April 1945 in Bewegung setzt, wurden bei einer letzten Zählung 487 Gefangene registriert. Schlema erreichten sie über Ortmannsdorf, Zschocken und Hartenstein. 

Gemeinsam mit 18 ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen und  Zwangsarbeitern wurden die toten Häftlinge nach der Befreiung in einem Gedenkareal am Kohlweg beigesetzt. Da diese Toten bereits beerdigt wurden, waren dafür zunächst die Exhumierungen deren Leichen in den umliegenden Gemeinden erforderlich.

Die Anlage wurde nach 1945 errichtet. 1972 erfuhr sie eine Neugestaltung durch Kurt Teubner. Die Einweihung fand 1973 statt. Auf einem vier Meter großen Granitmonument sind ein Sowjetstern und der rote Winkel als Symbol für die „Opfer des Faschismus“ angebracht. Auf drei Tafeln sind die Namen der Opfer verzeichnet, aber ohne weitere konkrete Angaben über die Hintergründe, das Lager und den Transport.

Bernsbach Erschießungsort
Mitten im Wald in dem kleinen Ort Bernsbach findet sich ein Gedenkstein für Oskar Salzmann. Er war Teil der Wehrmacht und ist ein Beispiel dafür, wie einem eine Äußerung im Nationalsozialismus bereits das Leben kosten konnte. Er bekam am 15. April 1945 die Aufgabe, Randbäume an der alten Lößnitzer Straße in Bernsbach zu fällen, um Hindernisse für angreifende Panzer zu errichten. Er führte diese Aufgabe nicht wie befohlen mit sowjetischen Kriegsgefangenen aus, weil er sie aus forsttechnischer Sicht ablehnte. Am Abend berichtete darüber im Gasthaus “Zum Wilden Mann”. Der Faschist Lindner, Besitzer der Pappenfabrik am Bretthaus, hörte dies und meldete es den Behörden.

Noch am Abend wurde Salzmann festgenommen und in einem Schnellverfahren am Morgen des 16. April 1945 zum Tode wegen “Wehrkraftzersetzung” verurteilt. Das Urteil wurde im Wald (im sogenannten “Steinelt-Steinbruch”) vollstreckt. Heute findet sich dort ein Gedenkstein.

Das Grab von Oskar Salzmann befindet sich auf dem Friedhof von Bernsbach und wird bis heute gepflegt. Hier findet sich auch ein weiterer Gedenkstein, auf dem weitere Opfer des Faschismus aufgelistet sind (u.a. Hugo Ament, Rudolf Löscher, Curt Wetzel).

Auch das Schicksal des Denunzianten ist bekannt. Er ertränkte sich im Wassergraben seines Betriebes.

Eibenstock Friedhof
Auf dem Friedhof der Kleinstadt Eibenstock findet sich in einem hinteren abgetrennten Bereich ein Gedenkort an die Opfer der Todesmärsche zu Zeiten des Nationalsozialismus. Sie starben auf dem Marsch von Schönheide nach Johanngeorgenstadt. Der Marsch startete am 15. April 1945. Vor und nach Eibenstock starben jeweils 21 und 19 Menschen, für die an diesen Stellen weitere Gedenksteine errichtet wurden. An der Stelle auf dem Friedhof Eibenstock ruhen 40 von den Nationalsozialisten ermordete Menschen.

Fällbacher Kreuz (bei Erlabrunn)
An dieser Stelle wurden 1945 sieben Personen beerdigt, die in der Nähe tot aufgefunden wurden. Ihre Identitäten konnten nie geklärt werden. Die genauen Todesumstände sind nicht genau bekannt, wahrscheinlich wurden sie bei Fluchtversuchen erschossen oder fielen der Erschöpfung infolge anhaltender Misshandlung zum Opfer. Es ist davon auszughene, dass sich an den Morden auch eine Gruppe „Wehrwölfe“ der Hitlerjugend beteiligte, die sich unweit das Fällbacher Kreuzes an der Jägerhäuser Straße niedergelassen hatte.

Es handelt sich um Häftlinge auf einem Todesmarsch aus dem Außenlager Berga/ Elster des Konzentrationslagers Buchenwald. Die Kolonne erreicht am 18. April das Gebiet um das Fällbacher Kreuz und es wurde übernachtet. Der weitere Weg führte in Richtung Breitenbrunn. Laut Zeitzeugen hatte der Todesmarsch eine Größe von circa 1000 Gefangen.

Einige Fluchtversuche waren auch erfolgreich, so gelang es einzelnen Häftlingen ihren Peinigern zu entkommen und sich teilweise mit der Hilfe von Anwohner, teils unter dem Schutz der alliierten Soldaten, bis zum Ende der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu retten.

Johanngeorgenstadt Friedhof
Auf dem Friedhof der kleinen Stadt Johanngeorgenstadt an der Grenze zur Tschechischen Republik befindet sich ein Massengrab, indem über 100 Menschen begraben wurden. Sie wurden Opfer der unmenschlichen Behandlung in der sogenannten „Heinz-Fabrik“ (KZ Außenlager von Flossenbürg) sowie vermutlich auch der kurz vor Kriegsende erfolgten Todesmärsche.

In einer Ecke des Friedhofs befinden sich mehrere Gedenksteine. Einer wurde von der Republik Italien für die italienischen KZ-Häftlinge bei den Erla Werken gesetzt. Die Inschrift ist auf Italienisch. Ein weiterer Stein ist für die im Jahr 1933 ermordeten Antifaschisten. Zudem findet sich an der Stelle ein Gedenkstein, dessen Inschrift auf russisch ist und an die ermordeten Menschen in den Konzentrationslagern erinnert. Schließlich findet sich dort ein vierter Stein, der an französische Widerstandskämpfer erinnert.

Die Gedenksteine befinden sich an der Friedhofsmauer zur Hospitalstraße.

Johanngeorgenstadt KZ Außenstelle
Das „Heinz-Werk“ in Johanngeorgenstadt fungierte als KZ Außenlager von Flössenburg. Hier wurden von 1942 bis 1945 über 1000 Menschen misshandelt und ermordet. Heute steht dort nur noch eine Ruine. Unter den Einheimischen ist der Ort auch als die „Box“ bekannt, weil sich in der DDR im Gebäude eine Möbelfabrik unter diesem Namen befand.

An der Ruine war bis vor kurzem eine Gedenktafel zu finden, die an die Opfer aus dem Nationalsozialismus erinnerte. Die Tafel wurde vermutlich in Vorbereitung von Abrissarbeiten abmontiert.

Oberwildenthal
Der Gedenkstein erinnert an die Opfer eines an dieser Stelle entlang getriebenen Todesmarsches vom 15.04.1945. Sie bewegten sich auf der damaligen Reichsstraße 93 aus Richtung Eibenstock kommend nach Johanngeorgenstadt. Der Marsch setzte sich aus KZ-Häftlingen aus den Außenlagern Zwickau, Langenfeld und Schönheide des Lagers Flossenbürg zusammen. Von Zeitzeugen wird eine Größe des Marsches von bis zu 1000 Personen geschätzt. 

Nach dem Durchzug wurden an verschiedenen Stellen getötete Häftlinge gefunden, deren Beerdigung in Gruppen nahe den Fundorten erfolgte. Im August 1945 erfolgte dann eine Exhumierung und Umbettung der Leichen in das Massengrab auf dem Friedhof in Johanngeorgenstadt.

Vermutlich wurden in Oberwildenthal 12 von den Nazis getötete Häftlinge begraben. Die genaue Anzahl der Opfer und deren Identitäten sind nicht bekannt. Der russische Generalstab ging davon aus, dass es sich um mindestens neun russische Staatsbürger handelte.

Bei den weiteren Toten könne es sich um folgende Personen handeln, wobei dies nicht mit Sicherheit festgestellt wurde:

Chapius, Raymonde,  geb. 30. 04. 1908 in Aubervilliers, 

                      seit 30. 09. 1944 in Flossenbürg, seit 30. 10. 1944 in Zwickau, F 26890

Rosenberg, Jaros,  geb. 14. 0. 1924 in Lapa, 

                      seit 09. 11. 1944 in Flossenbürg, seit 10. 12. 1944 in Zwickau, Un 34660 

Budjak, Grigory,  geb. 01. 05. 1920 in Barodani, 

                      seit 28. 09. 1944 in Flossenbürg, seit 17. 10. 1944 in Zwickau, R 27125

Schneeberg Stolpersteine
Text zum Stolperstein folgt!

Schönheide Friedhof
An diesem Ort soll die Erinnerung an die Opfer des Außenlager des KZ Flossenbürg in Schönheide erinnert werden. Dieses existierte nur eine verhältnismäßig kurze Zeit vom 21. Februar 1945 – 13. April 1945. Aufgabe der Gefangenen war die Errichtung eines größeren 500 Personen fassenden Lagers für die zukünftigen Zwangsarbeiterinnen des Flugzeugzubehörherstellers R. Fuess aus Berlin. Dafür waren 50 Gefangene eingesetzt, hauptsächlich Tschechen, Polen und Deutsche, von denen drei Personen diese Zeit nicht überlebten. Die Auflösung des Lagers, untergebracht waren die Häftlinge in der “Schurigfabrik”, erfolgte durch die Verlegung der verbliebenen Häftlinge in umliegende Lager. Von dort wurden sie bereits nach wenigen Tagen zu Todesmärschen Richtung Böhmen gezwungen.

Wenig später, am frühen Morgen des 14. April 1945, kamen die Häftlinge aus dem Flossenbürger Außenlager Langenfeld aus Richtung Stützengrün/Neulehn im Ort an und rasteten auf dem Sportplatz. 

Der Überlebende František Wretzl  (Häftlings-Nr. 27352, damals 25 Jahre) berichtet:

„In Schönheide schliefen wir unter freiem Himmel auf der Erde auf einem Sportplatz. Die Temperatur betrug drei bis fünf Grad unter Null. Wir hatten nur die dünne Häftlingsuniform an und dazu die Decke, die wir vor unserem Abmarsch bekommen hatten.“

„An diesem Tag, am 14. April 1945, kam in Schönheide (Kreis Auerbach im Vogtland) ein weiterer Marschzug an, etwa um die tausend Häftlinge aus dem Kommando Zwickau, praktisch gleichermaßen wie wir auch aus Flossenbürg. Und da waren auch einige Tschechen darunter. Über die Formation aus Zwickau befahl ein SS-Unterscharführer. Eine Mahlzeit haben wir nicht bekommen. Erneut schliefen wir unter freiem Himmel und die Nacht war wiederum kühl.“

„Am frühen Morgen (des 15. April 1945) wurden wir wie gewöhnlich geweckt. Wer wegen Krankheit oder müder Füße nicht mehr aufstehen konnte, wurde erschossen; das waren ungefähr 30 Häftlinge. Mitten durch die Stadt Schönheide führt die Straße nun in Richtung unserer ehemaligen Grenze, nach Karlovy Vary (Karlsbad). Als wir durch Wald marschierten, ließ der Kommandant des Zwickauer Kommandos weitere Kranke erschießen. Diese Morde waren am Ende des Marschzuges an der Tagesordnung. Schon seit Kindesalter gehöre ich zu jenen, die schwach werden, wenn sie sich schneiden oder der Arzt Blut abnimmt. Wenn dann diese Bluttaten in meiner unmittelbaren Nähe anfingen, oftmals nur so auf zwei Meter Entfernung, verschlossen sich mir die Augen und der Magen stieg mir bis zum Hals. Dann sagte ich mir, wenn ich mir diesen Luxus einer Ohnmacht erlaube, dann wird dies auch mein letzter Lebensabschnitt sein.“

„Ich fing an, tief zu durchzuatmen, ballte meine Hände zu Fäusten und grub die Fingernägel in die Handflächen. Ich habe mir dann einfach dieses „Innehalten“ angewöhnt. Am Abend erreichte unser Transport Johanngeorgenstadt (auch eines der Flossenbürger Kommandos). Hier informierte uns Kamerad Jokl, das er vernommen hätte, Himmler hätte einen Befehl ausgegeben, den ein Kurier aus Flossenbürg gebracht habe. Der Befehl lautete: „Eine Übergabe kommt nicht in Frage. Lager sind sofort zu evakuieren. Kein Häftling darf in die Hände des Feindes fallen. Die Häftlinge haben sich grauenhaft gegen die Bevölkerung in Buchenwald benommen.“

Schwarzenberg Georgenfriedhof
Das Ehrenmal auf dem Schwarzenberger Friedhof erinnert an 15 namentlich bekannte sowjetische Kriegsgefangene der Roten Armee und verschleppte Zivilisten. Sie mussten in Schwarzenberg und Umgebung Zwangsarbeit leisten. Schätzungsweise 2000 Menschen teilten allein hier in der Region dieses Schicksal. Die an diesem Ort begrabenen Personen mussten die Zwangsarbeit zumeist in der Tiefbaufirma Metzner in Schwarzenberg oder in der Beierfelder Metallwarenfabrik Hermann Nier leisten. Untergebracht waren sie meist in Lagern wie der alten Schmiede im Adlersteinbruch. Die katastrophalen Unterbringungszuständen, die harte körperliche Arbeit und die Willkür der Nazis überlebten viele nicht.

1947 wurde im Auftrag der sowjetischen Kommandantur dieses Ehrenmal geschaffen, um die Toten sowjetischen Bürgerinnen aus Schwarzenberg und den umliegenden Gemeinden gemeinsam zu begraben.

Die Inschrift und die Namen lauten wie folgt:

Hier sind sowjetische Bürger beerdigt, die in den Kämpfen
für die Freiheit und Unabhängigkeit ihrer Heimat umgekommen
sind
Feldwebel Solnikow 13.6.45
Michail Kistanow 1.11.41
Iwan Uwarow 2.11.41
Igor Weloserow 13.11.41
Oleg Weloserow 13.11.41
Nikolai Afanosjew 14.11.41
Iwan Melnikow 23.11.41
Iwan Korpnikow 23.11.41
Josif Tjufanow 12.1.44
Stepan Suchow 9.1.44
Serge] Leonow 29.6.43

Ljuba Kuschnel 23.6.44
Anna Petschak 29.7.44
Alexander Petrowski 27.12.44
Wiktor Naimow 8. 2.45

Sosa Grab
In dem kleinen Ort Sosa befindet sich versteckt im Wald ein Massengrab mit 10 unbekannten Toten. 4 davon wurden am 18.4.1945 an Ort und Stelle erschossen, 6 weitere wahrscheinlich am gleichen Tag an einer anderen Stelle. Die letztgenannten wurden im Zuge des Talsperrenbaus am 10.9.1949 umgebettet in das Grab der Erstgenannten (hierüber besteht eine Niederschrift). An der Stelle befindet sich heute ein Gedenkstein. 

Ein Grabstein für einen weiteren unbekannten Toten findet sich auf dem Friedhof Sosa. Die Inschrift lautet “Dem unbekannten Toten – 1945”.

Der Durchmarsch des Transportes kam aus Richtung Schönheide – Eibenstock. Der Transport ging in Richtung CSSR. Laut Augenzeugenberichten befanden sich in dem Transport 200 – 400 Menschen.

Stützengrün Friedhof
Im Mai 2020 wurde an dieser Stelle eine Gedenktafel mit folgender Inschrift und Schilderungen einiger Überlebender errichtet:

Am 30. August 1944 wurde bei den Horch-Werken in Zwickau ein Häftlingslager eingerichtet, welches zum KZ Flossenbürg gehörte. Mindestens 280 Häftlinge verstarben in Zwickau. Die Arbeitsunfähigen wurden ins Stammlager zurückgebracht. Die letzte Stärkemeldung ergab 688 Häftlinge.

Der überlebende französische Häftling, Paul Beschet, beschreibt in seinem Buch die Geschehnisse. Dieser Tag, der 13. April 1945, verläuft ungewöhnlich. Gegen 16 Uhr erfolgt eine Verpflegungsausgabe: ein Brot und eine Steckrübe pro Mann. Ein Lastwagen wird mit den Habseligkeiten und der Verpflegung der SS beladen. Er fährt gegen 17 Uhr ab und die marschfähigen Häftlinge folgen, geordnet nach Nationalitäten. (Tschechen, Russen, Polen, Franzosen, Italiener und andere, Ungarn, Juden und Spanier). Die Belegschaft des Krankenreviers bleibt zurück. Die Häftlinge stützen sich untereinander. Paul Beschet, Chabert und Olivier nehmen sich Jean Chapelliers an. Er litt entsetzlich an einer eitrigen Entzündung des Fußes und an Durchfall. Sie fallen öfters zurück, müssen aber immer wieder aufschließen. Sie können nicht mehr. Die Bitte, Chapellier auf dem Lastwagen mitfahren zu lassen, wird abgelehnt. Er muss weiterlaufen. Ein junger SS-Mann wird auf die kleine Gruppe aufmerksam. Chapellier stolpert über ein Grasbüschel und fällt hin. Der SS-Mann, welcher zum Kommando Müsch gehörte, erledigt ihn mit Schüssen in den Rücken. Die Kolonne war in der Zwischenzeit weitermarschiert.„An diesem Tag marschierten wir bis zum Waldhaus Ebersbrunn. Rechts davon auf dem Feld wurde die Nacht kampiert“.

Der Wachmann Willy Hochmuth berichtet: „Am anderen Morgen marschierten wir nach Richtung Grün und Rodewisch weiter. Dieser Tag verlief ohne Zwischenfälle, bis in die Nähe des Ortsteils Neulehn. Hier wurden an einem Waldstück wieder einige Häftlinge am Ende des Zuges erschossen. Die Erschießung wurde immer von denselben Leuten durchgeführt, die sich Müsch zu diesem Zweck herausgesucht hatte und am Ende des Transportes marschierten. Es waren die Männer, die Müsch von Lublin mitgebracht hatte. In Schönheide trafen wir auf das Kommando von Lengenfeld, mit welchen wir in Schönheide übernachteten“.

Paul Beschet schreibt: „Nach 17 Uhr ist das Tagesziel erreicht: Der Sportplatz in Schönheide. Dort warten schon zwei andere Kolonnen: Die Männer aus Lengenfeld und Frauen aus Plauen. Die Lengenfelder erreichten Schönheide im Morgengrauen. Von den Frauen aus Plauen ist wenig bekannt“.

In Neulehn konnte die Erschießung am frühen Nachmittag des 14. April nicht unbemerkt bleiben. Zufällig anwesende Passanten hörten die Schüsse oder sahen die Erschießung. Die Toten wurden von der Wachmannschaft den Abhang hinuntergeworfen. Männer aus Stützgrün mussten mit ihren Fuhrwerken die Toten bergen und zum Friedhof bringen. Das Massengrab war bereits ausgehoben und der Pfarrer stand am Eingang des Friedhofes. Nach Aussagen der Beteiligten soll es sich um acht Tote gehandelt haben. Im Friedhofsbuch gibt es aber keinen Eintrag zu der Beerdigung. Die in Stützengrün auf dem Friedhof beerdigten Häftlinge stammen nachgewiesenermaßen aus dem Lager Zwickau.

In Schönheide und auf dem Weg nach Johanngeorgenstadt wurden von den Zwickauer Wachleuten viele Häftlinge erschossen. Gräber gibt es in Schönheide, Eibenstock und Johanngeorgenstadt. In Tachov, nicht weit von Marienbad endete dieser verlustreiche Todesmarsch der Zwickauer Häftlinge. Nur wenige überlebten.

Wir bedanken uns für die Unterstützung von Christine Schmidt und ganz besonders bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen für ihre Unterstützung.