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Diskussion „Sexualität und Diskriminierung in der DDR“

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In den Räumlichkeiten der Berufsakademie Breitenbrunn sind am Montag, den 3. September etwa 15 junge Menschen zusammen gekommen, um gemeinsam zu diskutieren. Unter dem Titel „Sexualität und Diskriminierung in der DDR“ stand ein diesem Abend ein historisches Thema im Mittelpunkt – mit anhaltender Aktualität, wie die Diskussion sehr schnell aufzeigte.

In der DDR wurden gleichgeschlechtliche Beziehungen seit Ende der 1960er Jahre schrittweise entkriminalisiert und schließlich 1988 straffrei – sechs Jahre bevor dies auch in der BRD geschah. Doch war auch die Gesellschaft so liberal wie ihre Gesetze? Gab es überhaupt eine Ausgrenzung auf Grund der sexuellen Orientierung? Wie sah diese Diskriminierung dann aus? Wie wirkte sie? Wurden die Mechanismen der Ausgrenzung irgendwann überwundern oder wirken sie mitunter noch heute? Diese Fragen bildete den Leitfaden für eine spannende Diskussion.

Viele interessante Antworten auf diese Fragen bekamen wir von einem versiertes Podium. Denn mit Jeanette Hilger, Eunike Zobel (different people e.V.) und Frank Paul (Gaystammtisch 50+/ Gerde e.V.) waren drei Positionen vertreten, die aus unterschiedlichen Perspektiven zur Diskussion beitragen konnten.

Jeanette Hilger näherte sich in ihrer Masterarbeit mit dem Titel „Leben, lieben lügen“ auf wissenschaftlichen Weg dem Thema. Von ihr erfuhren wir interessante Aspekte zu den sozialen Praktiken gleichgeschlechtlich Liebender in der DDR. Oftmals gingen gleichgeschlechtlich Liebende heterosexuelle Beziehungen ein und hatten Kinder. Gleichzeitig unterhielten sie ihre gleichgeschlechtlichen Beziehungen in nicht sichtbaren Räumen. Das Coming-out erfolgte meist erst nach dem Ende der DDR. Diese Praxis wurde jedoch nicht als Diskriminierung empfunden.

Frank Paul konnte als Zeitzeuge viele persönliche Erfahrungen in die Diskussion einbringen. Bereits 1987 gehörte er zu den Mitgründern des Gerede e.V. in Dresden. Diskriminierung auf Grund der sexuellen Orientierung in der DDR hat es für Frank Paul gegeben, ins besondere hinsichtlich seiner beruflichen Karriere. Aber auch in weiten Teilen der Bevölkerung sei eine Mentalität vorhanden gewesen, die gleichgeschlechtliche Beziehungen pathologisierte – sprich Homosexualität als Krankheit ansah.

Eunike Zobel konnte durch ihr langjähriges Engagement im Verein different people Vergleiche ziehen, zwischen der Situation in der DDR und den Entwicklungen in der BRD seither. In der Antidiskriminierungsarbeit sind viele Fortschritte gemacht worden, allerdings sehr langsam und unter großem Einsatz. Eunike Zobel verwies dabei auf die Pathologisierung von transsexuell lebenden Menschen. Erst in diesem Jahr strich die Weltgesundheitsorganisation Transsexualität von der Liste der psychischen Störungen beim Menschen. Eine entsprechende Angleichung der Rechtslage steht noch aus. Zudem sind immer wieder regressive Versuche zu beobachten, das Erreichte in Frage zu stellen.

Wir bedanken uns an diesem Punkt bei der Berufsakademie Breitenbrunnen, ins besondere bei Frau Dr. Sandra Zabel, für das Bereitstellen der Räumlichkeiten. Ebenfalls bedanken möchte wir uns bei Jeanette Hilger, Eunike Zobel und Frank Paul, die mit ihren Erfahrungen und Anmerkungen der Diskussion eine besondere Tiefe gegeben haben.

Außerdem bedanken wir uns beim Förderprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ für die Förderung der Veranstaltung. Die Diskussion fand im Rahmen der Themenwoche „Agenda Alternativ – Themenwoche gegen Ausgrenzung“ statt.

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